Der Lichthof - Mehr als ein leerer Raum

Kurz nach seinem Herrschaftsantritt 1586 veranlasst Kurfürst Christian I. (1560-1591) ein neues Stallgebäude mit Turnierplatz zu errichten. Schon ein Jahr später können die Pferde im Erdgeschoss einziehen. In der dreiflügligen Anlage, die nur durch einen Altan (balkonartiger Anbau) mit Seitentreppen zum Turnierplatz, dem heutigen Stallhof geschlossen ist, werden zwei Fürstengemächer sowie Räume für Rüstzeug und Waffen in den oberen Etagen eingerichtet.

In der Mitte dieser Anlage entsteht ein offener Innenhof mit Brunnen und zwei Wendelsteinen für den Aufgang in die oberen Etagen. Heute verweisen noch zwei Wandnischen auf der Südseite des Lichthofes an deren Standorte.
Erste Änderungen in Architektur und Nutzung werden nach eigenen Entwürfen durch Kurfürst Friedrich August I. (1670-1733), besser bekannt als August der Starke, veranlasst. Es werden Gästezimmer und Räume für Festlichkeiten in den oberen Etagen eingerichtet. Das Erdgeschoss bleibt Stallung. 1729 startet der Umbau. Der Renaissancegiebel wird abgebrochen, eine weitere Etage aufgesetzt und eine doppelläufige Freitreppe nach englischem Stil vorgesetzt, die bis heute das Gebäude charakterisiert. Auf der Stallhofseite ersetzt eine doppelte Freitreppe den Altan. Der Innenhof bleibt von den Veränderungen unberührt.
Mit der Geburtstagsfeier von Gräfin Anna Orzelska (1707-1769), einer Tochter August des Starken, wird das Gebäude offiziell als „Eventlocation“ eingeweiht und in den kommenden Jahren aktiv genutzt.



Die große Kunstsammelleidenschaft des Vaters geht auf den Thronfolger Kurfürst Friedrich August II.(1696-1763) über und mündet ab 1745 in einem erneuten Umbau. Durch die Zusammenlegung der ersten und zweiten Etage entsteht eine Belle Etage mit 12 m hohen Räumen, die heute noch durch ihre großen Arkadenfenster weit sichtbar sind. Eine tragende Mittelwand teilt die Räume und schafft zwei voneinander getrennte Rundgänge in der ersten Gemäldegalerie Dresdens, die auch für Bürger zugänglich ist und dem Gebäude eine neue Funktion als Museum gibt. Ein weiteres Mal wird das Nordtreppenhaus umgestaltet und damit das Gebäude zu einer Vierflügelanlage geschlossen. Im Innenhof werden die Wendelsteine und vermutlich auch der Brunnen abgebrochen.


Bis 1790 ziehen alle Pferde in den neuen Marstall. So verbleiben nur noch die Galakutschen und Wagen des Hofes im Erdgeschoss. Der Auszug der Gemäldegalerie in den neuen Semperbau im Zwinger führt zu einem letzten großen Umbau. Bis 1876 wird aus dem Stallgebäude das Johanneum, benannt nach seinen Auftraggeber König Johann (1801-1873). Die Umgestaltung zum Historischen Museum geht mit der, noch heute präsenten Neugestaltung der Fassade im Neorenaissance-Stil einher. Neben räumlichen Veränderungen auf allen Etagen zur Einrichtung von Ausstellungsräumen für die Porzellansammlung, die Mengsche Gipsabgusssammlung und Rückführung der Rüstkammer, wird im Innenhof auf Höhe der ersten Etage ein Glasdach eingezogen, der Ausstellungsraum Lichthof entsteht.



Nach Abdankung des letzten sächsischen Königs 1918 werden die königlichen Sammlungen in Staatseigentum umgewandelt. Die Wagenhallen im Erdgeschoss des Johanneums werden öffentlich zugänglich und in den 1920iger Jahren zu Ausstellungsräumen umgewandelt. Mit drei Durchbrüchen in der Osthallenwand wird der Lichthof direkt verbunden. Weitere Fensteröffnungen werden für zusätzliches Licht im Treppenhaus eingebracht. Die Anhebung des Glasdaches auf Höhe der 2. Etage schafft Stellfläche für Großexponate wie die Präsentation eines Türkenzeltes.



Während des 2. Weltkrieges schließt das Museum 1942 aus Sicherheitsgründen für die Öffentlichkeit. Der Großteil der Exponate wird ausgelagert. Bibliothek, Akten und einige Prunkwagen verbleiben im Erdgeschoss.
Spreng- und Brandbomben treffen am 13.2.1945 auch das Johanneum, es brennt größtenteils aus. Der verbliebene Sammlungsbestand wird zerstört bzw. geht durch fehlenden Schutz vor Witterung und Plünderung verloren. Erst im April 1945 können die Zugänge zur Ruine provisorisch geschlossen werden.


1952 gründet das Verkehrsmuseum Dresden in Zusammenhang mit der Einrichtung der Hochschule für Verkehrswesen und das Johanneum wird als Ausstellungsort festgelegt. Ab April 1955 starten Bergung und Instandsetzung des Gebäudes. Der eiserne Dachstuhl wird wiederhergestellt und mit einem Notdach versehen.
Bis 1956 können einige Räume im Erdgeschoss und die Osthalle wiederhergestellt werden. Die erste historische Eisenbahn zieht ein und im Juni 1956 eröffnet das Verkehrsmuseum die erste Ausstellung.
1962 werden die Säle im 1. OG fertiggestellt und es kann der Bauschluss des Lichthofes mit Wiederherstellung des Stahloberlichtes mit Schwitzwasserdecke verkündet werden. Die Ausstellung Kraftverkehr zieht dauerhaft in Lichthof ein. Unter dem Glasdach findet das erste von später drei Flugzeugen, der Grade Eindecker einen prominenten Platz.
Die Räume der zweiten Etage, Bibliothek und Modellbahn folgen bis 1971. Damit ist der Abschluss der Restaurierung des Gebäudes vollzogen.



Der Lichthof bleibt Wohnort für historische Kraftfahrzeuge bis zur Neuplanung der Sammlung im Rahmen des Masterplans 2020. Bereits 2012 schließt in der angrenzenden Westhalle die Ausstellung „Öffentlicher Nahverkehr“, um Platz für die neue Dauerausstellung Straßenverkehr zu schaffen, die im Jahr 2015 eröffnet.

Im Rahmen dieser Umstrukturierung wird im Lichthof bereits 2013/14 die erste Sonderausstellung „Luxus auf vier Rädern – 150 Jahre Gläser Karosserien Dresden“ gezeigt.

Für das neue multifunktionale Nutzungskonzept des Raumes werden bis 2016 eine Monitorwand und ein neues Lichtsystem mit Leucht-Schriftzug installiert. Unter dem Glasdach schwebt nur noch der Bleriot als Vertreter der Luftfahrt. Im Jahr 2022 erhält das Flugzeug Gesellschaft. Zur Qualitätssteigerung der Raumakustik werden Schallschutzmatten an die Raumdecke installiert.
Heute bietet der Lichthof für jede Gelegenheit den idealen Raum, egal ob exklusive Firmenfeier, wissenschaftliche Tagung, Präsentation von einzigartigen Exponaten, als Verweilort für Gäste, oder pädagogischer Workshopraum für Kinder und Schüler.
Mit ca. 130 Veranstaltungen und Aktionen im Jahr ist der Lichthof kein „leerer Raum mit Flugzeug an der Decke“, sondern der zentrale Kommunikationsort im Verkehrsmuseum Dresden.
- Raummaße: 24 x 13 m, Raumhöhe 13 m
- Anzahl Fenster: 29 Fenster
- Anzahl Türen: 4
- Fussboden: Granit aus Beucha
- Monitorwand: Installation aus 12 Monitoren
- Anzahl Schallschutzmatten: 32
- Anzahl Exponate: 1 Flugzeug Bleriot
- Leucht-Schriftzug: Nur wo du zu Fuß warst, bist du wirklich gewesen.
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