Eine Sonderausstellung zum Thema urbane Mobilität?!
„Move! Verkehr macht Stadt“
Vor rund zwei Jahren entstand im Verkehrsmuseum Dresden die Idee, eine Sonderausstellung zur Mobilität in Städten zu entwickeln. Eine Ausstellung, die zeigen sollte, wie sich die Menschen einst und heute bewegten und welche Wechselwirkung die verschiedenen Fortbewegungsmittel dabei auf sie und ihre Städte hatten. Herausgekommen ist die neue Sonderausstellung „Move! Verkehr macht Stadt“, die noch bis zum 7. Januar 2024 zu sehen ist.
Mit diesem Blogartikel möchte ich ein wenig in die Genese der Ausstellung einführen und über Herausforderungen aber auch Chancen berichten. Vor allem soll der Beitrag Lust auf einen Besuch der Ausstellung machen!
44 Exponate
35 Medienstationen
14 interaktive Stationen
Wenn man sich heute mit dem Thema „Mobilität“ auseinandersetzt, stößt man immer wieder auf ein Wort: Verkehrswende (oder auch Mobilitätswende). Doch wieso ist das so und was bedeutet es eigentlich? Dafür muss man etwas ausholen und in der Zeit zurückreisen, wie wir es auch in der Ausstellung tun. Im Mittelalter gab es noch keine Probleme mit Staus oder verstopften Straßen. Das lag daran, dass in den mittelalterlichen Städten das Prinzip der Funktionsmischung vorherrschend war. Die Menschen lebten in demselben Haus, in dem sie auch aßen, arbeiteten und die produzierten Waren teilweise sogar verkauften. Sie mussten somit keine weiten Wege in Kauf nehmen, alles war fußläufig erreichbar. Das änderte sich erst im Zeitalter der Industrialisierung deutlich. Hier war es die Kombination aus neuen, schnelleren Verkehrsmitteln, die es den Menschen ermöglichten, weitere Strecken in derselben Zeit zurückzulegen. Fahrräder und motorisierte Fahrzeuge bevölkerten mehr und mehr die Straßen. Zudem pendelten die Menschen nun im größeren Maßstab von ihrem Wohnhaus zur Fabrik, die morgend- und abendliche Rushhour wurde geboren, die unser Arbeitsleben in den Städten bis heute noch kennzeichnet. In der Ausstellung stehen originale historische Fahrräder sowie unterschiedliche Modelle, etwa eine Dresdner Pferdestraßenbahn und elektrische Straßenbahn aus der Sammlung des Verkehrsmuseums, für dieses Zeitalter und werden im entsprechenden Bereich präsentiert.
Das Leben in den Städten wurde mit der Zeit immer schneller, mehr und mehr Fahrzeuge kamen hinzu und so waren um 1900 die verschiedensten Verkehrsmittel zeitgleich auf den Straßen unterwegs. Das klappte anfangs noch sehr gut, da einerseits die Geschwindigkeit noch niedrig war, und man andererseits noch Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer nahm. Im Deutschen Kaiserreich etwa galt 1909 eine Straßenverkehrsordnung, die dem Fußgänger den Vorrang einräumte. Das änderte sich erst während der NS-Zeit in den 1930er Jahren, als der Verkehr rollen sollte und das Auto zum dominierenden Element wurde, dem sich alle Verkehrsteilnehmer unterzuordnen hatten. Die Folge war, dass Straßenverkehrsordnungen eingeführt werden mussten, die den Verkehr regelten und zugleich Verstöße ahndeten. In der Ausstellung finden sich dazu etwa historische Verkehrszeichen, die heute teilweise unbekannt sind. Darüber hinaus lädt eine Mitmach-Station dazu ein, den begrenzten Raum auf heutigen Bürgersteigen spielerisch „nachzuerleben“.
Auf welchem Material sind die weißen Ausstellungstexte gedruckt?
Auf umweltfreundlichen DISPA-Papierplatten, die zu 100 % recyclingfähig sind.
Doch nicht nur die Verkehrsmittel veränderten sich. Auch die Städte waren durch den Siegeszug des Autos einem vollständigen Wandel unterworfen. Wo früher Markplätze waren, entstanden Parkplätze. Grünflächen verschwanden, um neue Stellflächen für immer mehr Fahrzeuge zu schaffen. In den 1930er Jahren entwickelten sich zudem neue Ideen, die durch Städteplaner wie Le Corbusier maßgeblich vorangetrieben wurden. Im Zentrum standen Hochhäuser und breite Straßen, die einerseits eine hohe Bevölkerungsdichte, andererseits zugleich aber auch einen stetig fließenden Verkehr garantieren sollten. Dieses Städtekonzept war vollständig auf die Nutzung des Autos ausgerichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Bombardierung vieler Städte konnten viele der städteplanerischen Ideen in Deutschland tatsächlich umgesetzt werden. Auch davon berichtet die Ausstellung. So zeigt eine Medienstation verschiedene deutsche Großstädte und den dortigen Straßenneubau nach 1945. Auch für Dresden gab es abenteuerliche und gewagte Ideen, die jedoch nie umgesetzt wurden. Verschiedene Pläne und Skizzen liegen in der Ausstellung aus und informieren darüber.
Ein weiterer Ausstellungsbereich widmet sich den Herausforderungen unserer Zeit, die durch die Verkehrsmittel und deren Nutzung erwachsen sind. Die Platzproblematik, Luftverschmutzung, aber auch das Verletzungsrisiko sind Schattenseiten unserer Mobilität, die sowohl gesundheitliche als auch finanzielle Folgen für alle Menschen haben. Dass es Lösungen und kreative Ideen gibt, zeigt der Blick in verschiedene europäische Städte. Die bevorzugte Nutzung des Fahrrades, die Verbannung von motorisierten Fahrzeugen aus den Innenstädten, kostenfreie ÖPNV-Angebote sowie neuartige Sharing-Modelle sind nur einige der in der Ausstellung präsentierten Möglichkeiten.
Was ist das schwerste Exponat der Ausstellung?
Der Opel Rocks Electric mit 471 kg.
Neben Fakten und Informationen zur Entwicklung der einzelnen Verkehrsmittel sowie der Wechselwirkung von Verkehrsmitteln und Städtebau, finden sich anschauliche Infografiken. Filmstationen entführen die Besucher in eine vergessene Zeit, laden etwa zu einer Straßenbahnfahrt durch das Dresden der 1920er Jahre ein oder zeigen historische Aufnahmen von ersten Filmen zur Unfallvermeidung. Daneben laden zahlreiche interaktive Mitmach-Stationen zum kreativen und spielerischen Experimentieren und Lernen ein. Herausgekommen ist somit eine Sonderausstellung, die sich speziell an Familien richtet. Seien Sie also gespannt und schauen Sie gerne in der Ausstellung vorbei, um sich selbst ein Bild zu machen und ihr Wissen über die urbane Mobilität auf den Prüfstand zu stellen.
Fun Fact #3
Was ist das am weitesten gereiste Objekt der Ausstellung?
Drei Sessel aus Barcelona (ca. 1.744 km).
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