Verkehrsgeschichte angeklebt (1/3)

Foto Ulrike Krautz

Ulrike Krautz
Verkehrsgeschichtliche Dokumentation
Dokumenten-, Foto- und Sondersammlungen

Begebt euch auf eine Entdeckungsreise mit Geschichten aus 66 Jahren Sammlung Straßen- und Werbeblätter – die Plakatsammlung im Verkehrsmuseum Dresden.

PL 1, Plakat der ersten Sonderausstellung „Moderne Technik“, 1957
PL 1, Plakat der ersten Sonderausstellung „Moderne Technik“, 1957

Wie kommen die Blätter in die Sammlung?

„Moderne Technik im Verkehrswesen“ war die erste Sonderausstellung im Verkehrsmuseum Dresden. Sie wurde am 1. Juni 1957 eröffnet, war vier Monate zu sehen und hatte mit 57 000 Besuchern großen Zuspruch. Nach Abbau der Ausstellung war die Frage, wohin mit dem Werbeplakat. Man entschied: „Bewahren“.

Damit begann die Sammlung originaler Plakate und mit der Signatur PL 1 ist „Moderne Technik im Verkehrswesen“ das erste Plakat im Inventar. 2023 umfasst die Sammlung fast 4000 Blätter zu 20 verschiedenen Themenbereichen der Verkehrsgeschichte. Das Plakat steht dabei nicht als Kunstwerk im Mittelpunkt, sondern als Dokument vergangener Werbung, Informationsblatt, Form der Bildkommunikation und Zeitspiegel der Verkehrsgeschichte.

Bis heute sind Plakate trotz digitaler Werbung noch bevorzugtes Informations- und effektives Werbemedium, so dass die Sammlung im Verkehrsmuseum Dresden Historisches und Aktuelles beinhaltet, auf großformatige Blätter gedruckt.

Erste Ankaufsangebote erfolgten im selben Jahr, darunter zu Werbung für Ausflüge mit der Eisenbahn um 1930 und Flugreisen Werbung 1957.

Das Verkehrsmuseum Dresden bekam das Angebot einer Dresdner Privatperson zum Ankauf einer Sammlung an Dokumenten zur Verkehrsgeschichte, darunter auch Originalplakate mit Mobilitätsthemen. Zunächst gab es kein Geld dafür, ein handschriftlicher Vermerk ist auf dem Angebotsschreiben zu finden: „…vorläufig noch keine Geldmittel zur Verfügung…“. Die Finanzmittel wurden dann im Oktober 1957 bewilligt und der Ankauf kam zustande für 3 Deutsche Mark je Blatt.

PL 245, Werbung Deutsche Reichsbahn, Billige Kaffeesonderzüge, um 1930
PL 245, Werbung Deutsche Reichsbahn, Billige Kaffeesonderzüge, um 1930
PL 809 Werbung Deutsche Lufthansa der DDR, 1957
PL 809 Werbung Deutsche Lufthansa der DDR, 1957
PL 2557, Adelhelm Dietzel „Auf der Pferderennbahn in Dresden“
PL 2557, Adelhelm Dietzel „Auf der Pferderennbahn in Dresden“

Eine weitere Form der Erwerbung sind Übernahmen von Nachlässen. So enthielt der Teilnachlass des Künstlers und bekannten DDR-Grafikers Adelhelm Dietzel (1914 – 1998 in Dresden) das Plakat von 1949.

1998 angekauft, ist das Blatt heute ein Zeugnis des sich erneuernden gesellschaftlichen Lebens in Dresden - auf der Rennbahn - vier Jahre nach der verheerenden Zerstörung der Stadt. Dietzels Stil ist gut sichtbar – eine schwungvoll in Kohle oder Bleistift gezeichnete Szene.

Noch einen Sammlungs- und Erwerbshintergrund möchte ich in diesem ersten Teil der Vorstellung der Plakatsammlung erwähnen. Die Sammlung und Erwerbung von Nachdrucken historischer Originalplakate.

PL 2937, „P'liceman“ John Hassal (1908)
PL 2937, „P'liceman“ John Hassal (1908)

2008 stellte des “London Transport Museum“ im Verkehrsmuseum Dresden Blätter aus seiner einmaligen Sammlung zur Werbung der Londoner Tube (U-Bahn) aus. Früh erkannte diese Verkehrsgesellschaft die Wirkung von Werbung. Sie beauftragte bekannte britische Grafikkünstler über alle Jahrzehnte, begonnen um 1900 bis heute, Werbeplakate zu designen. Bewahrt werden die Originale heute in der Plakatsammlung des Londoner Museums.

Fünf Plakat-Reprints dieser Londoner Sammlung sind in der Plakatsammlung des Verkehrsmuseums als Schenkung erhalten, unter anderem von John Hassal (1908).

Mit diesem witzigen Werbeeinfall um die Jahrhundertwende, der z.B. auch auf die Grafik des U-Bahnnetzes hinweist als Wegweiser zur eigenständigen Information möchte ich den ersten Teil zur Plakatsammlung abschließen. Jeder, der privat etwas sammelt, kennt die Begeisterung über jedes neue Stück, von denen ich im nächsten Blog wieder einige vorstellen möchte.

Autor:in

Foto Ulrike Krautz

Ulrike Krautz

Mein Name ist Ulrike Krautz. Wenn man wie ich privat gern sammelt – in meinem Fall Handtaschen und Bücher – ist es nicht ungewöhnlich, einen Beruf mit ähnlichem Schwerpunkt gewählt zu haben. Professionell Sammeln bedeutet, aber auch konservatorisch bewahren und Systeme schaffen, damit kein Sammelsurium entsteht.
Das ist meine Aufgabe im Verkehrsmuseum Dresden, in dem ich seit drei Jahrzehnten für die Verkehrsgeschichtliche Dokumentation papierne und fotografische Zeugnisse zur Verkehrsgeschichte zusammentrage.

1 Kommentar

Jürgen Naumann |

0 Antworten

Der Grafiker Adelhelm Dietzel wohnte in Trachau. Der dortige Vereine - inzwischen nicht mehr existent - zeigte mal ein Ausstellung über ihn.

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