Verkehrsgeschichte in Kleinformat – „An-Sichten“ der Postkarten­sammlung

Foto Ulrike Krautz

Ulrike Krautz
Verkehrsgeschichtliche Dokumentation
Dokumenten-, Foto- und Sondersammlungen

Postkarte mit einer Dampflok und Text

Zum Glück hat im März 1901 „M“ aus Tharandt an seinen Bruder geschrieben, dass er bei Theodor zum Schlachtfest eingeladen ist. Mit diesem Gruß kam eine der zig tausend um 1900 gedruckten Ansichtspostkarten in Umlauf. Das Motiv ist eine sächsische Dampflokomotive, die auf der Weltausstellung in Paris 1900 einen Grand Prix gewann. Eine internationale Würdigung der Ingenieursleistung der Sächsischen Maschinenbaufabrik vormals Richard Hartmann Chemnitz! Anlässlich dieser Sensation gab ein Chemnitzer Postkartenverlag zeitgleich zu diesem Anlass eine besonders aufwendig in Prägedruck gestaltete Postkarte heraus.  Die Lokomotive hat später unter der Nummer 175 auf den Strecken der Sächsischen Staatseisenbahnen als Eilzuglokomotive ihren Dienst getan.

Das als kleine Vorgeschichte zum folgenden Exkurs durch den Anfang des 20. Jahrhunderts. Im Verkehrsmuseum faszinieren ja in erster Linie Exponate beeindruckender Größe – Lokomotiven, Eisenbahnwagen, Flugzeugteile, Oldtimer, Zweiräder, Schiffsmodelle, Luftfahrzeuge...
Historische Größe können aber auch Kleinformate haben. So die etwa 40.000 verschiedenen Motive der Ansichtspostkartensammlung unseres Hauses, eine der Sammlung der Verkehrsgeschichtlichen Dokumentation. Dazu gehört u.a. das Motiv der prämierten Dampflokomotive als Zeugnis vergangener Mobilität.

Als nützlicher Massenartikel wurde die Ansichtskarte produziert – seit 1872 können Reisende Ihre Grüße per Postkarte verschicken – und bis heute wird sie in dieser Kartonform versendet, vielleicht auch gesammelt und zugleich als eine wichtige historische und kulturgeschichtliche Quelle genutzt. Was für eine vielseitige fast 150 Jahre alte Erfindung und so modern geblieben!

Übrigens, vor 1905 konnte nur die Vorderseite beschrieben werden. Unser Postkartenschreiber auf der Dampflokpostkarte musste im Bildfeld seine Grüße unterbringen. Die Rückseite war für das Adressfeld reserviert. Erst ab 1905 war die Rückseite geteilt in Schreib- und Adressfeld. So handhaben wir es heute noch.

Postkarte mit dem Eisenbahnunglück zwischen Werdau und Zwickau am 28. Dezember 1866, Abends gegen 9 Uhr

Ansichten von Eisenbahnunfällen waren gängige Postkartenmotive. So dokumentiert beispielsweise diese Postkarte ein Eisenbahnunglück auf der Strecke Werdau nach Zwickau am 28. Dezember 1866 gegen 9 Uhr abends.

Werbekarte von 1912 zum sächsischen Eintages-Fahrradrennen “Der Große Sachsenpreis”

Eine für den Betrachter angenehmere Karte ist die Werbekarte von 1912 zum sächsischen Eintages-Fahrradrennen „Der Große Sachsenpreis“.  Sie zeigt Porträts einiger der „…berühmten deutschen Teilnehmer…“. Auch Fahrer aus dem Ausland waren im Teilnehmerfeld vertreten. Ein Jahr zuvor, also im September 1911, hatte das Rennen erstmals stattgefunden. Auf der Rückseite der Karte ist ein Reklamedruck für Presto-Fahrräder zu finden. Die Presto Werken Chemnitz, ein in dieser Zeit bekannter sächsischer Fahrradhersteller, sponserte das Rennen.

Vieles kann man in der Postkartensammlung entdecken. Ich habe sie gern durchforstet und werde weitere Kleinformate mit großem Inhalt oder zum Schmunzeln heraussuchen. Von (A) Autobahn über (H) Humor bis (Z) wie Zeppelin ist alles dabei.

Postkarte “Fröhliche Weihnachten” mit einem Weihnachtsmann im Heißluftballon

Zunächst wünscht das Verkehrsmuseum für 2022 mit dieser über 100 Jahre alten Postkarte fröhliche Weihnachten! Sie stammt aus dem Nachlass einer Persönlichkeit der Luftschifffahrt. In einem folgenden Blogpost erfahrt ihr dazu mehr.

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Foto Ulrike Krautz

Ulrike Krautz

Mein Name ist Ulrike Krautz. Wenn man wie ich privat gern sammelt – in meinem Fall Handtaschen und Bücher – ist es nicht ungewöhnlich, einen Beruf mit ähnlichem Schwerpunkt gewählt zu haben. Professionell Sammeln bedeutet, aber auch konservatorisch bewahren und Systeme schaffen, damit kein Sammelsurium entsteht.
Das ist meine Aufgabe im Verkehrsmuseum Dresden, in dem ich seit drei Jahrzehnten für die Verkehrsgeschichtliche Dokumentation papierne und fotografische Zeugnisse zur Verkehrsgeschichte zusammentrage.

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