Dresdner Erklärung
der Vielen

Erstunterzeichner Vereinbarung Weltoffenes Dresden
© Sebastian Hoppe (© Sebastian Hoppe)
  • Mit dieser Erklärung wollen die Unterzeich­nenden den Zusammenhalt in Kunst und Kultur als Teil der Zivilge­sell­schaft gegen populis­tische sowie völkisch­na­tionale Strömungen deutlich artiku­lieren. Die Kunstund Kultur­schaf­fenden setzen mit dieser Erklärung ein gesell­schafts­po­li­tisches Signal, das in unsere tägliche Praxis eingreift. Wir zeigen gemeinsam, bundesweit, Haltung für Toleranz, Vielfalt und Respekt. Zeitgleich wird die Erklärung der Vielen in Berlin, Düssel­dorfund Hamburg vorgestellt.

    Kunst schafft einen Raum zur Veränderung der Welt.

    Als Kultur­schaffende in Deutschland stehen wir nicht über den Dingen, sondern auf einem
    Boden, von dem aus die größten Staats­ver­brechen der Mensch­heits­ge­schichte begangen
    wurden. Kunst wurde als „entartet“ diffamiert und Kultur flächen­deckend zu Propagan­da­zwecken
    missbraucht. Millionen Menschen wurden ermordet oder gingen ins Exil, unter
    ihnen auch viele Kunstschaffende.

    Heute begreifen wir die Kunst und ihre Einrich­tungen, die Museen, Theater, Ateliers, Clubs, die
    urbanen und ländlichen Orte der Kultur als offene Räume, die Vielen gehören. Unsere Gesell­schaftist eine plurale Versammlung. Viele unterschiedliche Interessen treffen aufeinander und finden sich oft im Dazwischen. Demokratie muss täglich neu verhandelt werden – aber immer
    unter einer Voraus­setzung: Es geht um Alle, um jede*n Einzelne*n! Der Boden, auf dem wir
    gemeinsam stehen, ist das Grundgesetz.

    Der rechte Populismus, der die Kultur­ein­rich­tungen als Akteure dieser gesell­schaft­lichen Vision
    angreift, steht der Kunst der Vielen feindselig gegenüber. Rechts­po­pu­lis­tische Gruppie­rungen und Parteien stören Veranstal­tungen, wollen in Spielpläne und ins Programm eingreifen, polemi­sieren gegen die Freiheit der Kunst und arbeiten an einer Renatio­na­li­sierung der Kultur. Ihr verächt­licher Umgang mit Menschen auf der Flucht, mit engagierten Kultur­schaf­fenden, mit Anders­den­kenden verrät, wie sie mit der Gesell­schaft umzugehen gedenken, sobald sich die Machtver­hältnisse zu ihren Gunsten verändern würden.

    In unserem Bundesland Sachsen arbeiten Pegida, Identitäre Bewegung und AfD Hand in Hand
    und polemi­sieren gegen die demokra­tische weltoffene Gesell­schaft. Dem stellen wir uns entgegen.

    Wir als Unterzeichnende der Dresdner Theater, Kunst- und Kultur­ein­rich­tungen und ihrer
    Interes­sens­verbände begegnen diesen Versuchen mit einer klaren Haltung:

    • Die unterzeichnenden Kunst- und Kulturinstitutionen führen den offenen und kritischen Dialog über rechtspopulistische Strategien, die demokratische Grundwerte untergraben. Sie gestalten diesen Dialog mit Mitwirkenden und dem Publikum in der Überzeugung, dass die beteiligten Häuser den Auftrag haben, unsere demokratische Gesellschaft fortzuentwickeln.
    • Alle Unterzeichnenden fördern im Sinne der Demokratie Debatten, bieten aber keine Foren für Propaganda jeder Art.
    • Wir wehren die Versuche der Rechtspopulisten ab, Kulturveranstaltungen für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.
    • Wir solidarisieren uns mit Menschen, die durch eine rechtspopulistische Politik an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden.

    Es geht um uns Alle. Daher: Kunst für Demokratie!

Liste der Erstun­ter­zeichner*Innen

  • Agentur Kulturperlen Dresden
  • Auditivvokal Dresden
  • Comödie Dresden
  • Dave e.V. – Festival für Clubkultur
  • Deutsches Hygiene-Museum
  • Die Herkuleskeule – Dresdens Kabarett Theater
  • Dresdner Comedy & Theater Club
  • Dresden Frankfurt Dance Company
  • Dresdner Geschichtsverein e.V.
  • Dresdner Hofmusik
  • Dresdner Musikfestspiele
  • Dresdner Philharmonie
  • Filmfest Dresden
  • Folkloretanzensemble „Thea Maass“ der TU Dresden
  • Eigenbetrieb Heinrich-Schütz-Konservatorium der
    Landeshauptstadt Dresden
  • Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste
  • Hochschule für Bildende Künste Dresden
  • Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden
  • Büro für Kulturvermittlung
  • Jüdische Musik- und Theaterwoche Dresden
  • Kreative Werkstatt Dresden e.V.
  • Künstlerbund Dresden e.V.
  • Künstlervereinigung Blaue Fabrik e.V.
  • Kunsthaus Dresden
  • Kunstverein Dresden e.V.
  • Kustodie der TU Dresden mit der Altana Galerie im Görges-Bau
  • Landesbühnen Sachsen
  • Literaturhaus Villa Augustin
  • 1001 Märchen in der Yenidze
  • Museen der Stadt Dresden
  • Objektiv e.V.
  • Ostrale Zentrum für zeitgenössische Kunst
  • projekttheater dresden e.V.
  • riesa efau. Kultur Forum Dresden
  • scheune e.V.
  • Semperoper Dresden
  • Societaetstheater
  • Staatliche Kunstsammlungen Dresden
  • Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH
  • Staatsoperette Dresden
  • Staatsschauspiel Dresden
  • Stadtteilhaus Dresden-Äußere Neustadt
  • Stiftung Frauenkirche Dresden
  • Tanzbühne Dresden e.V.
  • Theaterhaus Rudi
  • Theaterkahn – Dresdner Brettl
  • tjg. theater junge generation
  • tristan ManagementProductionEvent
  • Urge to Move – Drum and Bass
  • Verkehrsmuseum Dresden
  • Villa Wigman für Tanz e.V.

Selbst­ver­pflichtung

  1. Alle Unterzeichner*innen sind Kultureinrichtungen, Kunstinstitutionen, kunstausbildende Institutionen, Theater, Museen und ihre Interessensvertretungen oder Verbände.
  2. Mit der Unterzeichnung erklären sich die Leitungspersonen oder das Leitungsteam bereit, den Text der Erklärung innerhalb der eigenen Organisation unter Mitarbeiter*innen, Ensemblemitgliedern, Kurator*innen, Publikum und Besucher*innen bekannt zu machen und zur Diskussion zu stellen.
  3. Die Erklärung wird auf den Internetseiten, in Programmheften, als Aushang in Foyers oder in anderer geeigneter Form veröffentlicht.
  4. Die unterzeichnenden Kultureinrichtungen werden auf der Homepage www.dievielen.de sichtbar gemacht.
  5. Die golden-glitzernde Rettungsdecke, das Symbol der Vielen, soll je nach Corporate Design der Einrichtungen Anwendung im Zusammenhang mit der Erklärung finden.
  6. Die Unterzeichnenden bereiten Informationsveranstaltungen, Gespräche und Aktivitäten im Sinne der Erklärung vor, die Termine werden gemeinsam kommuniziert.
  7. Im Rahmen der eigenen Pressearbeit und einer zentralen Pressekonferenz werden die Erklärung und die Kampagne mit Stichtag zum 9. November 2018 veröffentlicht.
  8. Die Kampagne zur Erklärung der Vielen hat einen regionalen Charakter und wird über regionale Zusammenschlüsse von Kultureinrichtungen als „Berliner, Düsseldorfer, Dresdner, Hamburger u.v.m. Erklärung der Vielen“ bundesweit verbreitet.
  9. Neben den erstunterzeichnenden Kultureinrichtungen können ab dem Tag der Erstveröffentlichung in einer Region auch weitere Kultureinrichtungen, Einzelpersonen und Künstler*innengruppen ihre Zustimmung als Unterstützende erklären.
  10. Die unterzeichnenden Einrichtungen beteiligen sich aktiv an einer bundesweiten Kampagne mit Aktionstagen, Dialogforen und der Mobilisierung zu einer „Glänzenden Demonstration der Kunst und Kultur – Solidarität statt Privilegien. Es geht um Alle. Die Kunst bleibt frei!“
    zum Mai 2019.
  11. Die Unterzeichnenden verpflichten sich zu gegenseitiger Solidarität mit Kultureinrichtungen und Akteur*innen der Künste, die durch Hetze und Schmähungen unter Druck gesetzt werden.

Die Dresdner Erklärung der Vielen wurde initiiert durch „#WOD – Initiative weltoffenes Dresden“.

WIR SIND VIELE – JEDE*R EINZELNE VON UNS!

#WOD – Initiative weltoffenes Dresden

Kunst bekundet in ihren zahllosen Gestalten die Vielfalt, die durch eine Freiheit des Ausdrucks in Gesell­schaften möglich wird. In ihrer Fülle spiegelt sie die Eigenheit und Eigenwil­ligkeit der Menschen, die sie herstellen, und eröffnet denjenigen, die sie hören, sehen, fühlen, oft ganz neue Perspektiven auf die Welt. Kunst kann Gemein­schaften und Identitäten prägen und deren lebendigen Wandel begleiten. Kunst kann, genau wie die Wissen­schaft, daran beteiligt sein, durch kritische Haltungen und Diskus­sionen einen selbst­re­flexiven gesell­schaft­lichen Diskurs immer wieder neu zu aktivieren und zu pflegen.

Die kulturelle Lebendigkeit Dresdens und das reiche künstle­rische Schaffen machen für viele heute den Geist der Stadt aus. Die Freiheit, die
dies ermöglicht, muss hier weiterhin bewahrt werden, und es braucht gerade dann, wenn Bedrohungen laut werden, Menschen, die für freiheitliche
Werte und eine Atmosphäre des Mitein­anders eintreten. Im Herbst 2014 wurde „#WOD – Initiative weltoffenes Dresden“ als offener Zusammen-
schluss der Dresdner Kultur­in­sti­tu­tionen gegründet, um genau dies zu tun – um gemeinsam ein Zeichen für Freiheit, Demokratie und eine offene, solida­rische Gesell­schaft zu setzen. Der Zusammen­schluss „#WOD“ setzt in Zeiten zunehmender demokra­tie­feind­licher Tendenzen Impulse aus der Zivilge­sell­schaft für einen reflek­tierten, kritischen, aber auch achtsamen Umgang mit unserer demokratisch verfassten freiheit­lichen Gesell­schaft. Gerade in diesen Zeiten können Kunst und Kultur Brücken schlagen, ebenso dort, wo es politisch nicht mehr möglich ist. Dresdens Kultur­institu-tionen sind gemeinsame Orte der Reflexion, des Aushaltens und Erprobens von Differenz und der Infrage­stellung und Vergewis­serung von Identität.

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